Den ersten Zugang zur Musik hatte ich, als ich gerade 11 Jahre alt war. Meine Eltern, kauften sich ihren ersten Plattenspieler. Natürlich waren einige Singles dabei, wie Louis Amstrong „Hello Dolly“ oder „für die Jugend“ der größte Hit „Pretty Woman“ (1964) von Roy Orbinson.
Ich konnte noch nicht so viel damit anfangen und widmete mich weiter meinen Puppen, aber mein etwas älterer Bruder war Feuer und Flamme. Er erklärte mir bedeutungsschwanger, dass das Kettengeräusch am Anfang der Single „We love you“ der Rolling Stones bedeutet, dass sie im Gefängnis waren.
Meine Zeit mit der Musik begann mit dem ererbten Röhrenradio meiner Großmutter, mit dem ich nachts Radio Luxembourg hörte. Wir nahmen die Songs mit einem alten Kassettenrecorder auf und ärgerten uns, wenn der Sprecher in die Aufnahme reinquatschte.
Ich liebte „Le Métèque“ von Georges Moustaki und „Suzanne“ von Leonhard Cohen. Diese Stücke konnte ich ganze Abende lang rauf- und runterspielen.
Später kam dann Van Morrison mit „He Ain't Give You None“ dazu . Inzwischen gesellte sich Sia in die Runde.
Ich liebte Musik und sie wurde zu meinem ständigen Begleiter. Nein, nicht mit Kopfhörern und Handy, sondern in Form eines kleinen tragbaren Kassettenrecorders, der später auch im Auto mitfuhr.
Powermusik
Ich höre immer noch gerne Musik. Auch, wenn ich schreibe oder male. Wenn es geht stelle ich mir eine CD auf Dauerbetrieb und habe dann lange Unterhaltung mit meiner Lieblingsmusik – ohne Unterbrechung.
Musik kann auch aggressiv machen. Share on X
Früher konnte man den Plattenspieler so einstellen, dass die Nadel immer wieder abhob und sich an der Plattenanfang legte. Dabei machte ich das erste Mal die Erfahrung, dass Musik mich auch ziemlich aggressiv werden lassen konnte. Ich spielte “Graceland“ von Paul Simon. Nach einiger Zeit war ich so geladen, dass ich aufhören musste.
Musik in der Hirnforschung
„Musik berührt und bewegt uns aber nicht nur posititiv – sie kann uns auch negativ beeinflussen. Reinhard Kopiez von der Musikhochschule Hannover hat den Gänsehaut-Effekt über mehrere Jahre untersucht. Er erklärt ihn unter anderem damit, dass der Hörsinn schon seit Urzeiten als eine Art ”Alarmanlage” funktioniert und vor unangenehmen Situationen warnt:
>Bestimmte klangliche Muster rufen zuverlässig ein Gefühl der Bedrohung hervor und hierzu eignen sich besonders die tiefen Frequenzen, also das Grummeln und das Beben der Erde, wenn die Dinosaurier kommen, das hat für uns die Folge der Desorientierung, wir haben keine Möglichkeit, die Schallquelle zu orten, wenn sie sehr tiefe Töne enthält.< /Reinhard Kopiez, Prof. für Musikpsychologie, Hochschule für Musik und Theater Hannover /Quelle: Musikforschung: Musik in der Hirnforschung/
„Verzerrt klingende Musik löst Ängste und Trauer in uns aus. Sie habe einen ähnlichen Effekt wie Hilfeschreie im Tierreich, vermuten Daniel Blumstein und Greg Bryant von der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Diese Klangeffekte werden etwa für Filmmusiken bei drohendem Unheil oder bei Verfolgungsjagden hergenommen, um Spannung zu erzeugen. Berühmtes Beispiel: die Duschszene in Alfred Hitchcocks Thriller Psycho (1960)“. /Quelle: Musikforschung: Musik in der Hirnforschung/
Eine universale Gänsehaut-Musik, die bei allen gleichermaßen wirkt, gibt es nicht. Ob und wann der Gänsehaut-Effekt eintritt, hängt sehr von Hörgewohnheiten und Vorlieben ab. Der plötzliche Einsatz eines Chores oder einer Solo-Stimme löst bei vielen Hörern Gänsehaut aus – und spielt mit deren Hörerwartungen.“ / Quelle: Musikforschung: Musik in der Hirnforschung/
Musik um sich einzustimmen
Ein anderes Mal erlebte ich eine Künstlerin hinter der Bühne, die sich mit lauter Rockmusik auf ihren Auftritt einstimmte. Sie sang laut mit und tanzte wie wild in der Gegend umher, ehe sie die Bühne mit dem aufbrausenden Applaus betrat.
Konzentrationsmusik
Alpha-Musik hilft, um sich besser konzentrieren zu können. Es sind binaurale Beats, die mit entspannender Musik gemischt werden.
Frequenzbereich | Zustand | |
Beta β-Wellen | 14-30 Hz | wach, normales Bewusstsein |
Alpha α-Wellen | 9-13 Hz | entspannt, ruhig Gedanken aufgelöst |
Theta θ-Wellen | 4-8 Hz | tiefe Entspannung und Meditation |
Delta δ-Wellen | 1-3 Hz | tiefer, traumloser Schlaf |
Ihre Töne liegen im Frequenzbereich der α-Wellen, also zwischen 9-13 Hz. Sie helfen beim Entspannen und sollen sogar die Intelligenz fördern.
Musik ist Balsam für die Seele und kann die geistige und soziale Entwicklung eines Kindes fördern. Share on X
Diese Musik ist Balsam für die Seele, aber sie kann auch die geistige und soziale Entwicklung von Kindern fördern. Musizieren mobilisiert das Gehirn und produziert Glückshormone. Kein Wunder, dass Musik heute auch als Therapie eingesetzt wird.
„Tatsächlich verändert sie den Herzschlag, den Blutdruck, die Atemfrequenz und die Muskelspannung des Menschen. Und sie beeinflusst den Hormonhaushalt. Die Klänge wirken vor allem auf Nebenniere und Hypophyse.
Je nach Musikart werden verschiedene Hormone abgegeben – Adrenalin bei schneller und aggressiver Musik, Noradrenalin bei sanften und ruhigen Klängen. Letztere können so zum Beispiel die Ausschüttung von Stresshormonen verringern und die Konzentration von Schmerz kontrollierenden Betaendorphinen im Körper erhöhen.“ /Planet Wissen: Macht der Musik/
Wirkung von Musik
Nicht umsonst wird in Kaufhäusern und Läden Hintergrundmusik eingesetzt, um uns zum Kaufen anzuregen.
„Musik stellt für das Gehirn eine große Herausforderung dar, könnte auch einen Trainingseffekt haben. Das liegt unter anderem daran, dass Musik aus einer Fülle von gleichzeitig dargebotenen Informationen besteht. Das Gehirn muss etwa Tonhöhen und Melodien erkennen und sie miteinander vergleichen.
Außerdem muss es die zeitliche Abfolge der Töne erfassen. Daraus ergeben sich nämlich Takte und Rhythmen. Gleichzeitig ankommende Töne muss es zu Akkorden sortieren. Dann sind da noch die Position und die Art der Schallquelle: Wer Musik hört, weiß ja in der Regel, ob da gerade ein Schlagzeug oder ein Klavier spielt, und wo es im Raum steht.
Auch das muss das Gehirn natürlich erst einmal durch eine Fülle von Messungen und Vergleichen feststellen. Einige diese Aufgaben teilen sich die linke und die rechte Gehirnhälfte. Bei Profimusikern ist diese Aufteilung übrigens oft genau anders herum – warum, das weiß man noch nicht.“ /Planet Wissen: Macht der Musik /
Entspannungsmusik
So gibt es auch Musik, die besonders beruhigt oder einschläfernd wirkt. Dr. David Lewis-Hodgson und sein Team, Mindlab International, Großbritannien fand 10 Songs heraus, die bei den Versuchspersonen Blutdruck, Atmung, Hirnaktivitäten und Puls deutlich positiv in Richtung Entspannung veränderten.
Platz 1 bekam der Song „Weightless“ der britischen Band Marconi Union. Der Song ist instrumental. Er reduzierte die innere Unruhe und das Angstempfinden der Versuchsteilnehmer um rund 65 %. Zudem wurde die Ruhepulsrate gesenkt, die Kandidaten wurden schläfrig.
Das geht soweit, dass diese Songs „nicht während des Autofahrens oder anderen Aktionen zu hören, bei denen eine derartige Ablenkung gefährlich werden könnte“.
Was sagt die Wissenschaft
„Durch bildgebende Verfahren kann gezeigt werden, was im Gehirn beim Musikhören passiert. Die Bilder lassen erahnen, wie viele Hirnareale beim Musizieren beteiligt sind. Und es gibt Auffälligkeiten im Hirn von Musikern.
Beim Musizieren oder Musik hören werden Endorphine ausgeschüttet. Das sind körpereigene Glückshormone, die auch beim Essen und Sport, bei Sex und durch Drogen produziert werden. Zu sehen, was beim Musikhören passiert, sozusagen der Blick ins Hirn, wurde erst möglich durch bildgebende Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT).
Hört ein Mensch Musik, werden die Strukturen zuerst im Hirnstamm verarbeitet. Auf dieser Ebene ist die Musik noch nicht ins Bewusstsein gedrungen. Das geschieht erst, wenn die Reize das Hörzentrum, den sogenannten Hörkortex, erreichen. Erst dort werden Instrumente oder Stimmen unterschieden.“ /Musikforschung: Musik in der Hirnforschung/
„Es ist eigenartig, aber aus neurowissenschaftlicher Sicht spricht alles dafür, dass die nutzloseste Leistung, zu der Menschen befähigt sind – und das ist unzweifelhaft das unbekümmerte, absichtslose Singen – den größten Nutzeffekt für die Entwicklung von Kindergehirnen hat.“ /Prof. Dr. Gerald Hüther, Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Universität Göttingen und Mannheim/Heidelberg/
Musikerziehung ist für die Allgemeinbildung förderlich. Share on X
Musikerziehung ist für die Allgemeinbildung förderlich. Sie steigert die geistige Beweglichkeit, die Flexibilität, sich schnell auf einen neuen Gedanken zu konzentrieren. Das Sprachvermögen von Kindern wird positiv beeinflusst. Das berichtet Sylvain Moreno, Neurowissenschaftler, Rotman Research Institute, Ontario.
Bei Frühgeborenen wird Musiktherapie intensiv eingesetzt. Am Unispital Zürich wird untersucht, ob und inwiefern Musik die Hirnentwicklung fördert. „Musik für Frühchen„.
Fazit
Musik verschafft uns nicht nur gute Laune, sie kann uns auch richtig Power geben.
Beim Musizieren werden sehr viele Hirnareale aktiviert und schaffen es durch Musik so, unsere Konzentration oder Entspannung gleichermaßen zu aktivieren, je nach Musikstück.
Wie erfahren Sie Musik?
Bildnachweis: Pixabay; Annette Kunow
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Über Annette Kunow
Mein Name ist Annette Kunow und ich bin Unternehmerin, Künstlerin und Hochschullehrerin a. D.
30 Jahre machte ich nun diesen “Trigat” zwischen Hochschule, Unternehmen und Kunst. Ich schaffte es immer wieder, die Synergien zwischen diesen drei Standbeinen herzustellen.
Nur so funktionierte es: Durch die Tätigkeit in meinem Unternehmen KISP bereicherte ich den Unterricht an der Hochschule in der Technischen Mechanik und im Projektmanagement mit Beispielen aus der Praxis.
In der Kunst kann ich dann meine andere Seite leben. Meine Bilder stelle ich mittlerweile weltweit aus.
Ich kann das alles gut integrieren und möchte keine dieser Seiten missen.
Musik wird als Medium wirklich sehr unterschätzt. Mit Musik kann sehr viel beeinflussen, wenn man es richtig anstellt.
Mit besten Grüßen,
Jan
Ich wünsche Ihnen immer die richtige Musik!
Annette Kunow
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Das ist ein sehr schöner Artikel.
Meine Hündin Lotta war als Welpe hyperaktiv. Da habe ich „Lalelu“ gesungen und sie konnte sich beruhigen. Und: Sie freut sich heute noch und entspannt.
Musik ist einfach nur schön!